Fischreiser und Fanganlagen

"Reiser oder Gwellstätte sind Plätze im See von 250 bis 300 Quadratfuß, die mit Pfählen eingefasst und mit Reisern ausgefüllt sind, welche wieder mit Pfählen befestiget oder zuweilen mit Steinen beschwert werden. Die Hechte, Eglin, Furn und Hasel, und im Herbst die Alet und Karpfen, auch zuweilen andere Fischarten, wählen diese Stellen gern zu ihrem Aufenthalte, und haben hier besonders eine Ruhestätte bey stürmischer Witterung. Diese Stellen werden von Zeit zu Zeit mit Hecht- und Furnetzen oder obgenanntem Garne umsetzt, und durch Aushebung der Reiser die Fische in das Garn gejagt"

"Wehrpfähle" eines Fischreises im Bodensee - Untersee. Foto: G. Knepel

Als G. Hartmann in seinem "Versuch einer Beschreibung des Bodensees" 1808 über Fischreiser berichtete, waren diese Anlagen noch überall am See im Gebrauch. Heute werden nur noch wenige dieser einst wirtschaftlich nicht unbedeutenden Anlagen betrieben, viele sind nur noch als Ruinen am Seegrund zu beobachten.

Im Bodensee erfährt das Pflegen und Befischen von "Reisern" in den letzten Jahren allerdings wieder eine Renaissance. Fischer und Angelsportvereine besinnen sich auf alte Traditionen, und vielerorts erkennt man, dass der Betrieb von Stangenreisern nicht nur den Fang verbessern, sondern auch effektive, ökologisch außerordentlich sinnvolle Hegemaßnahmen - "künstliche Riffe" - darstellen (vgl. auch "Fischreiser am Bodensee - historisch und aktuell"). Neue Reiser sind z.B. in Egg, Stadt Konstanz entstanden. Das Limnologische Institut der Universität Konstanz untersucht im Rahmen eines Projekts, in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt f. Denkmalpflege im RP Stuttgart und mit Mitteln der Stiftung Umwelt und Wohnen, Konstanz, Fischreiser im Untersee und im Überlingersee im Hinblick auf ihre ökologische Funktion und historische Bedeutung.

Die archäologische Erforschung von Fischfanganlagen ist noch sehr lückenhaft und unvollständig. Am Bodensee reicht die Bewirtschaftung von Fischreisern mindestens in das Mittelalter zurück. Die Wurzeln dieser Fischereianlagen sind aber offenbar viel älter. So wurde am Federsee in Oberschwaben eine Anlage ausgegraben, die in die frühe Eisenzeit (Dendrochronologische Daten zwischen 720 und 650 v. Chr) datiert. Ein im Arendsee / Sachsen-Anhalt entdeckter "Fischzaun" stammt sogar aus der Jungsteinzeit.

Weiterführende Literatur:
  • H. Löffler, M. Mainberger, Historische Fischreiser im Bodensee. Plattform 11/12 2002/2003 144 -149.
  • J. Köninger, C. Lübke, Bemerkungen zur vorgeschichtlichen Fischerei im westlichen Bodenseegebiet und in Oberschwaben. Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 8, 2001, 67 - 82

Mehr Bilder vom Bodensee

Obstbaumschnitt stellt die traditionelle Verfüllung von Stangenreisern dar (Foto: G. Knepel)
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Manche Fischreiser sind mit Steinen beschwert
Manche "Wehrpfähle" sind mit Steinen beschwert (Foto: G. Knepel)
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In vielen Fällen finden sich am Seeboden nur noch die Ruinen aufgelassener Anlagen (Foto: G. Knepel)
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Auf manchen Reisern haben sich Süßwasserschwämme angesiedelt (Foto: G. Knepel)